Was ist Tai Chi?

Tai Chi Chuan ist die Kunst, sich im Einklang mit der Natur zu bewegen. In einem fließenden Ablauf von Schritten und Gesten wird die sogenannte "Form", die Grundübung des Tai Chi Chuan, ausgeführt, um den Körper anmutig, leicht und geschmeidig durch den Raum zu bewegen.

 

Andreas HeydenIm stillen Dahinfließen der Bewegung wird der Geist aufmerksam und klar. Die Sinne werden geschärft. Durch eine offene, natürliche und unverkrampfte Körperhaltung entsteht ein freier Fluß von vitaler Energie, "Chi", im Körper. Das Vereinen von körperlicher und geistiger Bewegung belebt den Organismus und harmonisiert die inneren Organe. So wird der Übende regeneriert und aufgebaut, er fühlt sich frisch, gereinigt von Alltagsstreß und gestärkt für neue Taten.

Tai Chi ist ein Begriff der alten chinesischen Philosophie und bedeutet "Firstbalken", im übertragenen Sinn "höchstes Gesetz" oder "natürliche Ordnung". Damit gemeint ist das Yin-Yang-Prinzip, die Polarität der Welt, die allen Dingen innewohnt. Wie der Firstbalken die Sonnen- und Schattenseiten eines Daches trägt, sind die Natur und unser Leben durch dieses Prinzip verbunden und erhalten ihre Ordnung. "Chuan" bedeutet wörtlich "Faust", im übertragenen Sinne "Kampfkunst" oder "Bewegungskunst".
Der Name verkörpert die Vorstellung, sich durch das Praktizieren der Yin-Yang-Prinzipien leiten zu lassen. So symbolisieren die drei Teile der "Tai Chi Form" Erde, Himmel und Mensch - ein Hinweis darauf, als Mensch unsere natürliche Aufgabe, die Verbindung zwischen Himmel und Erde, zu verwirklichen.

Dieses Prinzip, von Himmel ("T'ien"), Erde ("Ti") und Mensch ("Jien") findet sich in jeder Disziplin des Tai Chi Chuan wieder. So kann man die Sitzmeditation der Erde, die Tai Chi Form dem Raum oder Himmel und die Partnerübungen und energetischen Übungen dem Bereich des Menschlichen zuordnen. Auch jede einzelne Disziplin verkörpert in sich diese drei Bereiche. So wird z. B. im Chi-Kung durch gebeugte Beine, geöffnete Knie und einen schulterbreiten Stand eine solide Verbindung und Verwurzelung mit der Erde erreicht, durch den aufrechten Rumpf und Kopf eine Verbindung nach oben hergestellt und durch offene Armhaltungen ein freier Fluß der Atmung und Energie erzielt, die das Yin und Yang im Körper harmonisieren.

Andreas Heyden